Doch trotz ihrer landschaftlichen Schönheit zählt die Reservation zu den ärmsten Gebieten in den USA. Mehr als 80% der ca. 40.000 hier lebenden indigenen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Arbeitsplätze gibt es kaum. Die Arbeitslosenquote liegt zwischen 75% und 85%. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Reservatsbewohner liegt bei 48 Jahren und die Suizidrate bei den Kindern und Jugendlichen ist 4x so hoch wie der Landesdurchschnitt.
Viele Familien haben weder Strom- noch Wasseranschluss, kein Telefon und nicht die nötigen Mittel um dies zu ändern. Somit flüchten sich viele Lakota in Alkohol- und Drogenkonsum um ihre Probleme zu vergessen. Die Jugendlichen suchen Halt und Anerkennung in verschiedenen Gangs.
Seit die Regierung die Lakota und die anderen Stämme in die Reservationen getrieben hat, hat sie auch alles dafür getan damit die alte Lebensweise und die alte Kultur der Native Americans verloren geht. Die lebenswichtigen Bisons wurden getötet und das Land ausgebeutet. Die Kinder wurden in staatliche Schulen gesteckt, oft weit entfernt von ihren Eltern. Dort durften sie ihre Sprache nicht mehr sprechen, die Haare wurden den Jungen abgeschnitten und sie mussten ihre alte Lebensweise, ihre alten Werte vergessen.
Erst nach 1975, mit Verabschiedung des Indian Self-Determination and Education Assistance Act, erhielten die Stämme die Kontrolle über ihre Schulen zurück. Durch dieses Gesetz erlangten die Lakota mehr Eigenständigkeit. So durften sie Programme, welche bis dahin von der Regierung geleitet wurden, übernehmen und selbst gestalten.
Doch der Schaden war bereits angerichtet. Die Sprache der Lakota und ihre Kultur sind fast verloren. Kaum einer der Jugendlichen spricht heute noch seine Sprache. Der Stamm zählt mit zu den vom Aussterben bedrohten indigenen Völkern.
Weshalb verließen die Lakota nicht einfach die Reservation?
Ein Grund dafür war wohl auch die schlechte und kaum vorhandene schulische Bildung im Reservat. Die Familien kämpften ums Überleben. Viel Zeit für einen Schulbesuch blieb da nicht mehr. Doch wie jeder weiß, kommt man in unserer Gesellschaft ohne schulische Bildung nicht weit.
Zudem fehlte oft auch einfach das Geld um das Reservat zu verlassen und woanders ganz neu zu beginnen. Hinzu kommt noch, dass die Natives in vielen Gegenden außerhalb des Reservates gar nicht erwünscht sind.
Doch der wichtigste Grund dürfte wohl sein, um ihre Identität nicht ganz zu verlieren! Hier können sie immer noch Lakota sein. Hier liegen ihre Heiligen Stätten. Hier haben sie ihre Wurzeln. Für uns Deutsche vielleicht schwer vorstellbar, aber die Lakota leben nicht nur auf ihrem Land sondern fühlen eine tiefe Verbindung zu diesem. Und diese Verbindung konnten die Weißen den Lakota noch nicht nehmen! Also bleiben die Lakota, trotz Arbeitslosigkeit, in der Reservation.
Und so wurden die Hoffnungslosigkeit dieser Situation und das Wissen, dass die Zukunft nicht besser aussieht, von Generation zu Generation weitergegeben. Dadurch sind Alkohol und Drogenkonsum weit verbreitet. Ein Teufelskreis aus dem es fast kein Entrinnen gibt.
Aber die Lakota kämpfen!
In den Schulen im Reservat wird mittlerweile wieder Lakota unterrichtet und 1971 wurde das Oglala Lakota Collage gegründet. Aber nicht nur im Bildungsbereich hat sich einiges getan. Es wird viel getan gegen Alkohol, Drogen und die vielen Gangs im Reservat.
Mittlerweile gibt es auch viele verschiedene Programme, welche dazu dienen sollen die alte Kultur wiederzubeleben. Besonders wichtig sind hier die jährlichen Gedenkritte, wie der Si Tanka Ride (in Gedenken an Wounded Knee). Denn hier lernen die Kinder und Jugendlichen wieder eine Gemeinschaft zu sein, sie lernen Respekt und es stärkt ihr Selbstwertgefühl, das sie so dringend brauchen. Alte Traditionen werden wiederaufgelebt, Gebete gesprochen und die Lakota Älteren erzählen alte Geschichten.