1. Erstmals ein Indianer als Nationalpark-Direktor
Am 15. Dezember teilte das Innenministerium der USA in einer Presseerklärung mit, dass Charles F. „Chuck“ Sams III seinen Amtseid als neuer Direktor des Nationalparkservice (NPS) abgelegt habe. Chuck ist damit der erste Bürger mit indianischen Wurzeln, der diese wichtige Regierungsabteilung leitet. Er ist damit Chef über 20.000 Nationalpark Angestellte und verantwortlich für die Verwaltung von 423 Nationalparks.
Als Chef des NPS ist es Chucks Verantwortung den amerikanischen Naturschutz zu verbessern. Dies u.a. auch in Hinsicht auf den Klimaschutz und die Reinerhaltung von Wasser und Erde. Außerdem muss die Infrastruktur unterhalten und verbessert werden, um den Menschen die Möglichkeit zu erhalten, zu den natürlichen Reichtümern Amerikas zu gelangen.
Chuck war zuvor unter anderem Verwaltungschef der Umatilla-Indianer-Reservation und Chef der Wasserversorgung seines Volkes, außerdem Präsident des „Earth Conservation Corps“. Sams ist Jurist und Verwaltungswissenschaftler, sowie Veteran der US-Navy. Als eingetragenes Stammesmitglied lebt er mit seiner Frau und vier Kindern auf der Umatilla-Reservation.
2.
Wichtiges Gerichtsurteil zugunsten der Rosebud-Sioux
Im Vertrag von Fort Laramie von 1851 war den Stämmen unter anderem angemessene medizinische Versorgung zugesichert worden. In der Realität blieb diese aber immer mehr hinter der sonst üblichen Versorgung anderer Amerikaner zurück. Die Lakota der Rosebud Reservation hatten gegen diese Praxis geklagt und bekamen im August 2021 von einem Bundesgericht Recht. Das Gericht stellte fest, dass die vertraglichen Regelungen von 1851 nach wie vor gültig sind, was die US-Regierung nun zwingt, das medizinische Versorgungsniveau für die von dem damaligen Versprechen betroffenen Stämmen auf das sonst übliche Niveau anzuheben.
Die Biden-Regierung hätte bis Ende Dezember Einspruch gegen dieses Urteil einlegen können – verzichtete nun aber darauf, wodurch das Urteil rechtskräftig ist.
Dies ist ein großer Sieg für den Stamm der Rosebud-Sioux, so der Anwalt Tim Purdon, weil dieses Urteil direkt auf den Laramie-Verträgen von 1851 basiert. Frühere US-Regierungen haben diese Verträge immer wieder als „veraltet“ betrachtet und gegen sie verstoßen.
3.
Navajo-Frau zur Bundesrichterin ernannt
Bisher gab es in der Geschichte der USA erst 4 indigene Bundesrichter bzw. Bundesrichterinnen. Mit der Diné Sunshine Suzanne Sykes wurde nun im Dezember 2021 die fünfte indigene Bundesrichterin ernannt. Sie ist damit die erste Indianerin am Bundesgericht von Kalifornien. Die Entscheidung wurde in den indianischen Gemeinden mit großem Beifall aufgenommen.
Sunshine Suzanne Sykes war bisher Richterin am Obersten Gericht des Riverside County, einem Regierungsbezirk in Süd-Kalifornien mit vielen indianischen Stämmen. Auch hier war sie die erste indianische Richterin im Bezirk.
Sykes stammt aus der Diné (Navajo)-Reservation in Arizona. Sie studierte an der Stanford Law School und erwarb ihren Bachelor 1997.
Sie ist die zweite indigene Richterin an Bundesgerichten, die von Präsident Joe Biden berufen wurde. Die erste war die Muscogee-Indianerin Lauren King, die im letzten Oktober bestätigt wurde.
4.
Bewahrung der Cherokee-Sprache
Die „First Lady“ der USA, sowie Kamela Harris (Vizepräsidentin) und Deb Haaland (Innenministerin) besuchten im Dezember 2021 die Reservation der Cherokee in Oklahoma.
Ein Grund war die Besichtigung der Cherokee Immersion School, die sich bemüht die Stammessprache zu erhalten und zu lehren. Wie bei praktisch allen Stämmen sprechen nur noch wenige – hier 2.000 – Stammesangehörige, in der Regel ältere Menschen, noch fließend die eigene Sprache. Die Bemühungen früherer US-Regierungen die kulturelle Angleichung der Ureinwohner an die euro-amerikanische Kultur zu erzwingen, und die Vertreibung uns ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten, die zum „Trail of Tears“ führte, haben auch hier ihre Spuren hinterlassen.
Inzwischen haben die Cherokee 16 Millionen Dollar in Sprachprogramme investiert, um die Jugend des Stammes zu motivieren, ihr sprachliches Erbe zu pflegen.
Die Biden-Regierung hat im Dezember 2021 eine „Native Language Workgroup“ gegründet, die im US-Bildungsministerium angesiedelt ist. Sie soll die Indianervölker darin unterstützen, ihr kulturelles Erbe zu bewahren.
5.
Schutz für die heiligen Oak Flat der Apachen (N’de)
Das Oak Flat in der Nähe von Phönix (Arizona) ist den Apachen und anderen Stämmen heilig. Es hat religiöse und kulturelle Bedeutung, insbesondere für die San Carlos Apachen. Daher sind diese empört, dass im Tonto National Forest eine riesige Kupfermine geplant ist, die dazu führen könnte, dass das Land erodiert und ein 2 Meilen langer Krater entsteht. Das Oak Flat war bis 2014 bundesrechtlich geschützt, bis es Teil eines Landtausches wurde, den die Bundesbehörden genehmigten.
Es gibt einen Gesetzesentwurf zum Schutz des Oak Flat, der allerdings seit Monaten in Ausschüssen festhängt. Der Senator Mark Kelly sieht durchaus die Anliegen der indigenen Stämme, will aber auch die Wirtschaft des Bundesstaates voranbringen. Die Apachen hoffen jetzt auf eine positive Gerichtsentscheidung gegen die Ausbeutung der Kupfervorräte im Jahr 2022.
6.
Indianderportrait auf neuen Quarter-Münzen
Die 25 Cent-Münzen (Quarter-Dollar) braucht man in den USA ständig. Ob Parkuhr oder Getränkeautomat oder Telefonzelle – immer braucht man Quarters… Insofern ist die Wahl des diesjährigen Motives der neu geprägten Münzen durchaus beachtenswert, denn es wird ständig von vielen gesehen werden.
Ab Juni wird es einen neuen Quarter geben, mit dem Konterfei von Wilma Mankiller, die als erste indigene Frau zum Oberhäuptling der Cherokee-Nation gewählt wurde. Es ist die dritte Münzen im so genannten „American Women“-Programm, das bedeutenden amerikanischen Frauen gewidmet ist. Das Motiv zeigt Wilma Mankiller mit dem traditionellen Schal, sowie den 7-zackigen Stern der Cherokee und ihren Namen im alten Sequoyah-Alphabet ihres Volkes.
Wilma Mankiller war eine lebenslange indianische Menschenrechtsaktivistin. Sie erhielt die „Medal of Freedom“ und war von 1985 bis 1995 Häuptling der Cherokee. Sie starb 2010 nach langem Kampf an Krebs.
7.
Indianisches Frauen-Zentrum in South Dakota durch Brandstiftung zerstört
Am 20. Dezember 2021 brannte das „Native American Women’s Health Education Ressource Center“ nieder. Das Zentrum in Lake Andes war ein bedeutender Treffpunkt für Indianerinnen in Süd Dakota. Die Polizei gab inzwischen bekannt, dass sich ein Bürger von Lake Andes im Büro des County Sheriffs als Brandstifter gestellt habe. Er wurde verhaftet. Genauere Hintergründe zum Motiv oder der ethnischen Herkunft des Mannes sind zum Redaktionsschluss nicht bekannt.
Die Unterkünfte für bedrohte Frauen und Kinder sind unbeschädigt, alle anderen Abteilungen des Zentrums wurden vollständig zerstört. Über den Wiederaufbau wird bereits diskutiert.
8.
New Mexico sucht Kontakt zu Überlebenden einer „Boarding School“
Seit dem vorigen Jahr setzen sich die Stadtväter von Albuquerque, der größten Stadt New Mexicos, mit dem bitteren Erbe einer „Boarding School“ (Internat) auseinander, die es dort einmal gab. Wie alle diese „Schulen“ diente auch diese dazu, die Indianerkinder umzuerziehen. Sie sollten zu „nützlichen Mitgliedern der amerikanischen Gesellschaft“ erzogen werden. Dazu mussten sie zuerst einmal aufhören, Indianer zu sein, d.h. ihrer Kultur entfremdet werden. Heute würde man sagen: Man wollte ihre Festplatte löschen und ein neues Betriebssystem aufspielen.
Wie inzwischen hinreichend bekannt sein dürfte, waren die Zustände an diesen Schulen – aus heutiger Sicht – unerträglich. Viele indianische Kinder überlebten den Aufenthalt nicht, sei es aus Vernachlässigung, Erkrankung oder auch den Folgen von – verbreitetem – sexuellen Missbrauch. Nicht ohne Grund nennen sich die ehemaligen Absolventen solcher Schulen oft „Survivors“ (Überlebende). In Kanada, das in diesem Punkt eher bereit ist, sich der Vergangenheit zu stellen, findet man inzwischen immer mehr sterbliche Überreste von ehemaligen Schülern auf den Geländen der Schulen.
Auch in Albuquerque gibt es inzwischen ein Gelände, das per Radarmessungen als Friedhof für indianische Schüler identifiziert wurde – und nun als „Heiliger Platz“ bezeichnet wird. Angehörige der ehemaligen Schüler der Stämme Apachen, Navajo und Zuni bilden inzwischen einen Beirat, der zusammen mit der Stadtverwaltung die Vergangenheit aufarbeiten soll. Begleitet werden die Untersuchungen vom Innenministerium der USA, das seit 2020 von Deb Haaland geleitet wird, die selbst eine Pueblo-Indianerin aus Laguna ist. Sie hat die „Federal Indian Boarding School Truth Initiative“ ins Leben gerufen.
Die Aufarbeitung und Heilung der Folgen der Boarding Schools wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen.