Auf den
„Spuren von Sitting Bull und Crazy Horse"
Ein Reisebericht von Anja Müller und Bianca Preller in Anschluss an die Reisegruppe Petra.
Bericht: Anja Müller
Eine unglaubliche Reise beginnt…eine Reise in die Vergangenheit unweigerlich geknüpft an die Gegenwart. Eine Reise zu Menschen, die jahrelang unterdrückt, assimiliert und dadurch kulturlos gemacht werden sollten. Aber es gibt sie noch, die Lakota, die Ureinwohner des Pine Ridge Reservats in South Dakota, die es trotz Widrigkeiten, geschafft haben ihre Kultur bis heute zu bewahren. Natürlich auch eine Reise mit wunderschönen Ausblicken in die Prärie und auf Berge, die aussehen wie Mondlandschaften.
In einem kurzen Bericht möchte ich über die Autotour mit meiner Freundin Bianca erzählen, die uns mit Hilfe einer ganz tollen Reisegruppe durch die Bundestaaten Colorado, Nebraska, Wyoming, South Dakota und Nord Dakota erst ermöglicht wurde. Der Dank geht hier an Petra und Grit, mit denen die Abende umso lustiger wurden. Es war auch schön Beate, Faruq und Christoph kennenzulernen.
Wir flogen am 22.07.2024 nach Denver. Dort schlenderten wir bei gefühlten 40°C durch die Stadt und suchten jede Gelegenheit auf, um uns Abkühlung zu verschaffen. Zufällig kamen wir am „Historic Colorado Center“ vorbei, was eine Ausstellung zum Sand-Creek Massaker hatte. Diese bot einen gelungenen Auftakt für unsere Geschichtsreise zu den Indigenen. Während die Ausstellung zahlreiche historische Fakten zu den Cheyenne beinhaltete, zeigte sie aber auch, wie diese Gruppe der Ureinwohner mit den heutigen Auswirkungen der Behandlung der Amerikaner umgeht.
Von Denver ging es, mit der am 23.07.24 gelandeten Reisegruppe, am 24.07.24 los in Richtung Fort Laramie, jenes legendäre Fort, in welchem 1868 die noch heute gültigen Verträge mit den Lakota unterzeichnet wurden. Leider wurden diese nicht nur einmal gebrochen. Bevor wir jedoch dort ankamen, machten wir Halt bei den „Oregon Trail Ruts“. Hier sind noch die alten, original Spurrillen der ersten Planwagen zur Neubesiedlung Amerikas zu besichtigen. Unglaublich welche Unwägbarkeiten die Siedler auf sich nahmen, nur um ein bisschen Glück und Gold zu finden.
Von Fort Laramie fuhren wir weiter vorbei an unsagbar schönen Prärielandschaften nach Lusk im Bundestaat Wyoming, wo wir unsere erste Unterkunft bezogen.
Am 25.07. starteten wir in Richtung Lead. Auf diesem Weg winkten Fort Robinson, die Wind Caves, der Custer State Park und die Needle Eyes in den Black Hills, sowie als Krönung das Crazy Horse Memorial.
Als wir im Fort Robinson in Nebraska ankamen, informierten wir uns vorerst im „Fort Robinson Geschichtszentrum“ und ließen uns auf einer Karte die Stelle zeigen, an der Crazy Horse ermordet wurde. Sowohl eine Gedenktafel als auch ein Gedenkstein vor der Originalhütte gaben Hinweis darauf, dass hier der legendäre Anführer der Oglala-Indianer starb, als er 1877 seine für ihn unvorhersehbare Haft antreten sollte. Für uns war es ein sehr ergreifender Ort, war er doch der Mann, der sich nie hat in ein Reservat umsiedeln lassen.
Weiter ging es zum Wind Cave Nationalpark (Bundestaat South Dakota), wo man auf kurzen Wegen die Höhlen besichtigen konnte, in welchen nach den Ureinwohnern die ersten Menschen entstanden sind.
Auch beim darauffolgenden Custer State Park kamen wir voll auf unsere Kosten. Die dort ansässigen Büffelherden bewegten sich nicht unweit von der Straße. Zum Anfassen nah waren diese wunderbaren Tiere gut zu bestaunen und zu fotografieren.
Ein weiterer Weg führte uns an einem kleinen See vorbei Richtung Needle Eyes in den Black Hills. Die schmalen Straßen, die durch insgesamt 3 kleine Bergtunnel führten, waren landschaftlich sehr schön. 20 Dollar kostete die Bergpassage, die im Reiseverlauf nicht fehlen durfte. Hier kamen uns auch die vielen Harley Davidson Motorräder entgegen, die sich zum Treffen ihresgleichen in Sturgis trafen. Kurz vor der letzten Tunneldurchfahrt kamen wir am Sylvan Lake vorbei. Das ist ein See in den Black Hills der einer Filmkulisse gleicht. Das Crazy Horse Memorial, was einst von dem Oglala-Lakota Häuptling Henry Standing Bear an den Bildhauer Korczak Ziolkowski in Auftrag gegeben wurde, war die letzte Station. Dieses in Stein gehauene Denkmal, viel größer als Mount. Rushmore, soll später den reitenden Crazy Horse darstellen. Es wird nach den Abmessungen 195 Meter lang und 172 Meter hoch sein. Das Projekt erhält keinerlei staatliche Hilfen und ist auf Spenden, sowie Eintrittsgelder angewiesen. Für zwei Personen kostet der Eintritt hier 30 Dollar, völlig gerechtfertigt für ein solch großes, privatgestütztes Vorhaben. Endstation der langen Autofahrt war dann endlich Lead, eine kleine Stadt in South Dakota.
Am nächsten Tag war eine Wanderung auf den Heiligen Berg der Indianer „Bear Butte“ angesagt.
Hohe Temperaturen „zwangen“ uns, relativ früh, also gegen 7 zum Berg aufzubrechen. Ein kleines Besucherzentrum lag am Fuße des Berges, in welchem man, wie bei allen Heiligtümern und Sehenswürdigkeiten, kleine Mitbringsel kaufen konnte. Die Wanderung war anstrengend, aber am Ende wurden wir mit dem atemberaubenden Blick über die Landschaft belohnt. Auch die Bänder der Ureinwohner, die farblich die Stämme der Indianer symbolisierten, ließen diesen Ort als heilig erscheinen. Mit etwas Glück kann man hier auch Adler sehen. Wir haben sie erblickt und haben uns mächtig darüber gefreut.
An diesem Tag war eine weitere Reisegruppe in Deadwood, einer ehemaligen Goldgräberstadt. Hier gab es außer Cowboygeschichten und Casinos nur einen Umzug zur Entstehungsgeschichte zu sehen. Für Cowboyfans sicher ein Highlight, für die Fans der Ureinwohner bot sich hier jedoch nur das heutige Ausmaß der rücksichtslosen Besiedlungsgeschichte der USA.
Während die anderen in Deadwood waren, besuchten wir den Drehort von „Der mit dem Wolf tanzt“ in Fort Hays. Hier wird das Originalzimmer gezeigt, wo Dunbar (Kevin Koster) sich nach Fort Sedgwick versetzen lässt. Für Fans „Der mit dem Wolf tanzt“ wirklich sehenswert.
Am 28.Juli brachen wir zum Devils Tower auf. Diesem turmartigen Härtling liegt eine schöne indianische Legende zu Grunde:
Sieben Mädchen flohen vor einigen Bären in der Nähe ihres Dorfes. Die Bären holten die Mädchen jedoch ein. Diese kletterten auf einen kleinen Felsbrocken und baten den Berg sie vor den Bären zu retten. Da wuchs der Berg auf einmal in die Höhe und die Bären versuchten diesen noch heraufzukommen. So hinterließen die Bären tiefe Spurrillen im Berg, die heute noch zu sehen sind.
Von Lead aus ging es Richtung Chamberlain. Auf dem Weg in die Stadt fuhren wir bereits durch die Badlands, besuchten das White River Visitor Center und die Gedenkstätte Wounded Knee. Hier wurden 1890 300 wehrlose Angehörige der Lakota, nach der Flucht eines Geistertanzes, von einer US-Streitmacht niedergemetzelt. Wounded Knee symbolisiert das letzte Aufbäumen der Ureinwohner gegen die Übermacht der USA.
In Chamberlain, wo die Statue „Dignity of Earth and Sky“ zu besichtigen war, hatte man einen tollen Blick auf den Missouri-River. Ein Tipp ist hier die Statue abends zu besichtigen, da sie angestrahlt, ihre volle Schönheit entfaltet.
Weiter ging es dann nach Mobridge. Nach ca. einer halben Stunde Fahrt ist man in der Standing Rock Reservation in Nord Dakota, wo eine Gedenktafel des früheren Grabes von Sitting Bull steht. Die Gebeine wurden später nach South Dakota, Mobridge umgebettet. Hier erinnert eine kleine Statue über dem Missouri-River an den legendären Hunkpapa-Lakota-Häuptling.
Am 01. August neigte sich unsere Reise dem Höhepunkt und dem Ende zu. Wir besuchten Rosie im Pine Ridge Reservat, welche dort einen Perlenladen besitzt und durften einem Festumzug und dem Powwow beiwohnen. Die Eröffnung am Freitag war bereits sehr beeindruckend. Getoppt wurde diese natürlich durch das eigentliche Powwow. Verschiedene Tänze, sowohl traditionell als auch Fancy Dance, wurden hier vorgeführt, wodurch wir miterleben durften wie gegenwärtig die Kultur der Lakota noch heute ist. Vielen Dank nochmal an alle die die Reise so bunt gemacht haben und an die vielen netten Menschen, denen wir begegnet sind.