Si Tanka_2010

Si´Tanka Wo´Kikisuye
The Big Foot Memorial Ride


Bericht und Fotos: Wendell W. Yellow Bull
Übersetzung: Andrea Cox



Kurz vor dem Ritt
Heute ist das Wetter sonnig aber kalt hier auf dem Pine Ridge Indianer Reservat. Es sind noch Vorbereitungen in letzter Minute für den Pine Ridge Wounded Knee Ritt zu erledigen. Die Nachkommen von damals sammeln noch Pferde und Ausrüstungen ein. Die Sturmwarner sagten, es kommt ein Schneesturm in unsere Richtung, letztes Jahr setzte uns der Sturm während des Gedenkrittes sehr zu.


1. Tag / 23.12.2010
Bridger, Süd Dakota
Der Si`Tanka Wakiksuyapi Ritt hatte einen verspäteten Start um ca. 10 Uhr vormittags, nach einem leichten Frühstück mit Suppe und Donats. Ein Älterer, Francis „Chubbs“ rief das Lakota Wort: 
„Wana“ - „Wir sind soweit - bildet den Kreis“

Die Jugendlichen begannen den heiligen Kreis zu bilden, sie bereiten sich auf die Reise vor bis zum nächsten Stop Four Corners. Wo die Straßen auf einander treffen, so dass sie ein Kreuz bilden, es ist in der Mitte von nirgendwo. Niemandsland.

Es war ein nebliger und beschlagener Tag, ein bisschen kalt, aber alle waren entschlossen, auf dem Weg zur nächsten Station durchzuhalten. Das Wort wurde an den Scout gegeben, der links vorne die Hauptgruppe leitete. Die Jungen und Alten ließen einen kurzen Schrei der Freude hören und setzten sich dann in Bewegung, Richtung Süden.

Ein Rückblick:
Die Nacht zuvor, ein Älterer, sein Nachname ist “High Hawk” erzählte uns wie sein Großvater nach dem Wounded Knee Massaker zu Fuß floh, mit anderen Kindern, sie flüchteten in der Nacht und am Tag schliefen sie. Er bat die Jugendlichen den Wounded Knee Si `Tanka Wakiksuyapi Ritt fortzuführen. Er sagte, seine Zeit auf Mutter Erde ist begrenzt, er wird hier sein nächstes Jahr, oder er wird es nicht sein.

Der erste Tag ist ein vierzig Meilen Ritt, bei diesem ersten Tag wird kein Pferdetrailer folgen, es wird schwer für die Jugend, wie auch für die Alten. Es ist der Geist in uns selbst, diesen ersten Tag zu überstehen.

Wir fahren voraus um das Lager für die Reiter herzurichten, die müde und hungrig sein werden. Ihnen wird kalt sein, wir schauen den Highway entlang, der eisig und mit nassen Schnee bedeckt ist, wir haben ein Hindernis vor uns ist es ein sehr steil ansteigender "Hügel".
Also begannen wir uns gegenseitig Raum zu geben, damit wir sicherstellen können, dass jeder viel Schwung holen kann um mit viel Geschwindigkeit den Gipfel erreichen zu können.

Jetzt nachdem wir den Gipfel erreicht haben, müssen wir eine sehr lange Schotterstraße entlangfahren und uns wurde von anderen, die Radio hörten mitgeteilt, dass das Hauptstraßennetz geschlossen sei. Ob sie geschlossen sind oder nicht, wir sind entschlossen, das Lager zu errichten!

Wir warten und es ist dunkel und es wird sehr kalt. Eine Koordinatorin Vina White Hawk informierte Dolores Yellow Bull jemanden los zu schicken. Sie schickte Wendell Yellow Bull und William Brewer. Wir stellten den Kontakt her und informierten die anderen, dass die Reiter 1,7 Meilen entfernt sind. Ich konnte den Dampf sehen, den die Pferde produzieren, wenn sie in der eisigen Kälte in der Gruppe reiten. Nun sind sie im Lager angekommen und wie erwartet, haben wir für sie das Lager hergerichtet und Essen vorbereitet.

Als sie das Lager erreichten, hörten wir die Jungen und Älteren Reiter Schreie ausrufen, einen alten Lakota Kriegsschrei, für mich war es ein Echo aus der Vergangenheit, Krieger, die zurück, nach Hause kehrten. Ein junger Mann sagte: Ich habe es geschafft“ Er machte ein Zeichen das er müde ist, aber mit dem Gefühl der Erfüllung, den ersten Tag geschafft zu haben. Eine junge Frau sprach, dass es ein wenig warm in der Nähe der Cheyenne River war, aber sobald sie die Spitze erreichten, wurde es kalt, so bereitete sie ihre Gedanken auf die Reise vor diese zu vervollständigen.

Toksa!


2. Tag / 24.12.2010
“Four Corner” im Nirgendwo von South Dakota
Delores und ich sind seit 5:00 wach und wir sind noch aufgeregter als unser Enkel Davis Yellow Bull. Heute ist der erste Tag an dem er mit seinem Pferd “Slick” am Si’ Tanka Wakiksuyapi Ritt teilnehmen wird.

Das erste Tageslicht erscheint im Osten und einige der Jungen fangen ihre Pferde auf der Koppel ein. Der Lakota Älteste Francis „Chubbs“ Thunder Hawk ruft “Sammelt euch” um zu verkünden, dass es Zeit wird, die Pferde zu holen und sich fertig zu machen für die heutige Etappe.

Am Abend hatte der Älteste William Jumping Eagle noch beiläufig erzählt, dass er und seine inzwischen erwachsenen Kinder jedes Jahr nach Bridger South Dakota kommen. Heuer ist es das 25. Mal, dass sie am Si ‘Tanka Wakiksuyapi Ritt teilnehmen. Nun da seine Kinder eigene Familien haben, die sie versorgen müssen, kümmert er sich um seine Enkelkinder und einige junge Männer die ihn dieses Jahr nach Bridger begleiten.

Die Köche sind schon früh auf um sich um das Frühstück zu kümmern. Einige Jugendliche haben ein offenes Feuer entzündet und der Generator macht Lärm während er Strom für unsere Kaffeemaschine und die nötige Beleuchtung liefert. Man kann hören wie sich die Pferde auf der Koppel bewegen. Es ist kalt aber es herrscht kein Wind, so dass einem die Luft im Gesicht geradezu warm vorkommt. Die Sonne lässt sich nur für einen Moment lang blicken um uns zu wecken und weicht dann wieder dem Schnee und Nebel, der erneut in die Dakota Prärie zieht. Die richtige Stimmung um in sich zu gehen und sich geistig auf den kommenden Ritt vorzubereiten.

Delores kümmert sich um das Kastenbrot für die Roast Beef Sandwiches für die Reiter. Außerdem mussten wir Davis aufwecken, damit er sich für den Ritt fertigmacht. Er zog seine warme Kleidung an und sagte, ich hole mein Pferd.

Ein Rückblick:
Ich erinnere mich an letztes Jahr 2009, als ich alleine reiste und während eines schlimmen Schneesturms schlief ich in meinem Truck um den ich mir ebenfalls Sorgen machte. Aber dieses Jahr ist meine Frau Delores mit mir. Sie muss 5-mal täglich an die Dialyse und das kühlt sie aus, daher muss ich die Heizung im Truck laufen lassen während wir das Lager abbrechen. Im Auto wird es also warm sein, wenn sie auf dem Weg zu unserem nächsten Lager wieder eine Dialyse vornehmen muss. Ich denke Delores Teilnahme ist ihr Beitrag und sie betet für die Reiter. So trägt sie wie ein jeder ihren Teil bei.

Es ist an der Zeit sich zu versammeln und die Reise zum Big Foot Pass zu beginnen. Davis ist schon los zu den anderen Reitern. Ich sehe besorgte Blicke bei Delores also breche ich das Lager so schnell es geht ab. Ich höre dabei zu, wie gesungen wird und Gebete an “Wakan Tanka”, den Großen Geist gerichtet werden, um für eine sichere Reise zu sorgen.

Die Reiter sind nun weg und als wir uns ebenfalls auf den Weg machen, die Straße runter kommen wir an einem Pferdehänger vorbei, der nicht weiterkommt. Also müssen alle Pferde raus und geführt werden. Der Hänger und das Auto werden schließlich von einem anderen Truck abgeschleppt. Das Fahrzeug bleibt dann erneut liegen und wir müssen es mit vereinten Kräften mittels einer Abschleppkette herausziehen. Endlich geht es weiter zum nächsten Zwischenlager.

Der nächste Halt ist ein Ort an der Straße nahe dem Big Foot Pass. Wir halten dort und zu unserer Überraschung ist unser Enkel Davis bereits dort. Er erzählt uns, dass er für eine Weile ritt, aber seine Hände dann furchtbar kalt wurden. Wir sagen ihm, dass das ebenso sei auf diesem Ritt und auch noch andere Tage kämen an denen er wieder reiten könne.

Die anderen kommen und essen und rasten für eine Weile bevor es zum Big Foot Pass weitergeht. Davis reitet mit ihnen und wir Eltern respektieren seine Entscheidung. Ein älterer Reiter wird nach ihm schauen. So ist das ja in der Regel, die Großen sehen nach den Jüngeren, auch sie haben ja mal klein angefangen.

Wir gehen einkaufen – Benzin und Essen für den Big Foot Pass und bei unserer Rückkehr treffen wir unsere Enkelin am Lagerfeuer aber keinen Davis. Er ist noch immer unterwegs. Die Nacht bricht herein und noch immer sind die Reiter nicht da. Wir warten und hören auf einmal Nachrichten per Funk. Das ist ein Zeichen, dass die Reiter nun schon recht nahe sein müssen. Ein weißer Truck bringt schließlich Davis. Er war mit seinem Pferd weit zurückgeblieben und so hatten sie ihn und das Tier aufgeladen und hierhergebracht.

Delores kocht Chili für die Reiter und versorgt sie damit. Das ist ihr Beitrag, sich um die Reiter zu kümmern. Wir bereiten das Nachtlager – morgen ist Weihnachten.

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