Laramie_2018

The Oglala Lakota 1868 Fort Laramie Treaty Ride
Indianer reiten für Ihre Rechte

Bericht: Lorela Black Shawl, Grit und Marcus Nierich
Übersetzung: Danke an unseren Übersetzer


Am 29. April 1868 fand in Fort Laramie in Wyoming, USA ein bedeutendes Ereignis statt.
Zwischen Red Cloud, dem Anführer der Oglala-Lakota, seinen Verbündeten und der US-Regierung wurde 1868 in Fort Laramie ein Friedensvertrag geschlossen.

Diesem Friedensvertrag gingen lange Jahre des Kampfes voraus, denn die Indianer fürchteten um ihr Land, welches von weißen Siedlern regelrecht überflutet wurde.
Durch den Friedensvertrag von 1868 erhielten Red Cloud und seinen Verbündeten das Land rund um die heiligen Black Hills zur uneingeschränkten Nutzung. So sollten ihre Jagdgrüne und ihre traditionelle Lebensweise geschützt werden.
Doch bald darauf wurde Gold in Black Hills (liegen im heutigen Süd Dakota) gefunden. Die US-Regierung forderte Teile des Landes zurück, schickte erneut Soldaten in das Gebiet der Indianer und brach somit den Vertrag von 1868.

Deshalb trafen sich am 24. April 2018 zahlreiche Stämme in Fort Robinson, Nebraska um gemeinsam zu beten und um gemeinsam zum Fort Laramie zu reiten.  Bis zu 350 Reiter aus allen Reservationen der Umgebung waren dabei, wie die Reiter der Lakota Horsemanship (Sunka Wakan na Wakanyeja Awicaglipi Inc.) oder der Cheyenne River Sioux.
Mit diesem Ritt wollten sie die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass der 1868 geschlossene Vertrag für die Stämme der Plains auch heute noch gilt. Der Vertrag wurde durch die Heilige Pfeife besiegelt und wenn ein Vertrag mit einer Pfeife besiegelt wurde, dann ist er unkündbar.

Bei den Feierlichkeiten mit dabei war auch Wendell Yellow Bull, der Ur-Ur-Enkel von Red Cloud, mütterlicherseits. Er ist heute der Bewahrer dieser Heiligen Pfeife von Red Cloud.

Wendell W. Yellow Bull bei den Feierlichkeiten

Mit dabei war auch Loreal B.S. von der Sunka Wakan na Wakanyeja Awicaglipi Inc. und Freunde aus Deutschland. Abwechselnd erzählen sie uns von ihren Erlebnissen und Eindrücken.


Loreal B.S.
20. April 2018
Wow, was für ein Tag!
Unsere Gäste, die 1868 Fort Laramie Reiter von Standing Rock und Cheyenne River kamen im Oglala Land an. Also kamen wir unseren Gastgeberpflichten nach und boten Unterkunft (inkl. Duschmöglichkeiten) sowie eine warme Mahlzeit an.
Wir danken sehr der Rockyford School für die Benutzung ihrer Turnhalle und dass sie sechs Truthähne für die Reiter spendete. Es gibt also keinen Grund sich um die Reiter zu sorgen solange sie Gäste der Oglala sind. Wir kümmern uns um sie.

Am Montag, den 23. April 2018, werden die verschiedenen Reitergruppen, nach einem Gebet an der heiligen Stätte von Wounded Knee, von unterschiedlichen Abschnitten aus gleichzeitig nach Fort Robinson, in Nebraska starten. Dort werden Sie sich mit den anderen Reitern treffen.

24. April 2018
Guten Morgen!
Brrr! Es ist ein kühler Morgen hier in Fort Robinson, aber die Oglala Köche sind fleißig dabei ein warmes Frühstück für all die hungrigen Reiter und Leute zuzubereiten.

24. April 2018 (abends)
Wir verpassten die Reiter wie sie im Camp ankamen, da wir wegmussten um Besorgungen zu machen. Yay! Ich meine, dass ich fleißig dabei war gutes, zertifiziertes Alfalfa Heu für die Pferde zu organisieren. Sie sind wichtig und man muss für sie sorgen, da sie unsere vierfüßigen Freunde sind und sie unsere Leute nach Fort Laramie tragen werden.
Leider verpasste ich es auch Fotos von der Fütterung zu machen, da ich im Focus hatte lecker riechende Spaghetti in meinen Bauch zu kriegen!
Lol.
Die Oglala Köche haben sich mal wieder selbst übertroffen mit einer heißen Mahlzeit an einem kühlen Tag.
Native Nations kommen von überall her zusammen!

25. April 2018
Nachdem ich gestern erfuhr; dass der Campingplatz an dem vorgesehenen Lagerpunkt in Van Tassle, Wyoming, noch nicht geklärt und vorbereitet für uns war und wir außerdem Heu brauchten, schaltete ich in den Militärmodus um und machte mich von unserem letzten Stopp in Harrison aus, Richtung Van Tassle auf, um diese zwei Dinge zu organisieren und zu erreichen.
Als ich langsam durch die kleine Stadt mit dem Schild "Einwohnerzahl 15" fuhr, schickte ich ein Gebet nach oben und begutachtete die Häuser und versuchte zu entscheiden, an welcher Tür ich klopfen sollte.
Es zog mich dann zu einem blauen Haus am Ende der Stadt. Nachdem ich mich erst mal mit dem Wachhund anfreundete, gelangte ich an die Vordertüre von einer sehr netten älteren Dame die mich in ihr Haus einlud nachdem ich mich vorstellte. Ich erklärte ihr, dass ich Ausschau hielt um etwas Heu zu kaufen. Als ich bequem in ihrer Küche saß, erläuterte ich ihr wer wir seien und aus welchem Grund wir ritten.
Dann fragte ich wo wir in ihrer Stadt ein Camp aufschlagen könnten. Sie sagte mir ihre Stadt wäre zu klein, machte dann aber einige Telefonanrufe und ihr Freund, der Rancher ist, bot an sein Land zu nutzen, seine Wasserquelle um die Wassertanks aufzufüllen und sogar die Dusche in seinem Haus, damit die Leute duschen konnten!
Wopila tanka für all die Gebete für uns, Tunkasila wacht über uns. Wir können heute Nacht entspannen und gut schlafen, in der Gewissheit, dass wir an einem sicheren Ort und aufs höchste willkommen sind in Van Tassle, Wyoming.

26. April 2018
Die Geräusche die vom Camp kommen, sind vergnügliche: das Gelächter der Kinder beim Spielen, die Männer die kichern und sich hänseln während sie Hufeisen-Werfen spielen. Die Stimmung steigt und die Leute sind entspannt, da sie wissen, dass der Letzte, der wichtigste Ritt, schließlich vor ihnen liegt. Was für eine absolut erstaunliche Erfahrung das war!!

Die Pläne für morgen sind, dass die Reiter um 6:00 Uhr morgens Frühstücken, anschließend den Kreis für ein Gebet bilden werden und danach losreiten sollen. Sie werden ein Lunch-Paket mitnehmen mit Snacks, dass ihnen während des Tages reichen und sie verpflegen wird, denn sie werden nur pausieren für eine halbe Stunde, um Mittag zu machen und dann weiter nach Fort Laramie ziehen.

27. April 2018
Hihanni Waste vom Jay Em Camp!
Heute reiten wir in Fort Laramie ein!
Was für ein ehrfürchtiges Gefühl zu realisieren, dass die letzte Versammlung unseres Volkes in dieser Gegend vor 150 Jahren stattfand.


Grit und Markus
26. April 2018
Am Donnerstag um 20:30 Uhr in Rapid gelandet und am Freitagmorgen machen wir uns auf den Weg nach Fort Laramie.

27. April 2018
In Fort Laramie angekommen, gehen wir erst einmal auf einen Orientierungsmarsch. Vom offiziellen Parkplatz sind gefühlte drei Kilometer über die Prärie bis zu den Camps.
Ja, wo stehen denn nun die Lakota?

Zelte und Camper gesichtet, aber die falsche Fahne. Hätten wir unseren Adlerblick geschärft, wäre es glatt möglich gewesen, auch die Lakotafahne nebst Camp zu entdecken, so fragen wir uns aber durch.
Nach und nach treffen weitere Leute ein. Nun wird es voll um uns herum, wir müssen das Auto mal hierhin mal dorthin fahren. Neben uns bauen die Arapaho ihr Lager auf.

Perfektes Wetter, die Sonne scheint, 24 Grad. Wir warten auf die Reiter.
Endlich werden sie angekündigt- noch eine Stunde, oder sagte er zwei?

Nun aber hopp über die Prärie zu den großen Zelten, dort kommen die Reiter an. Hier sind auch sieben Tipis für die sieben Ratsfeuer im Halbkreis aufgebaut, jeder Eingang zeigt nach Osten. Es ist beeindruckend, im Schritt kommen die Reiter die Straße entlang, dann geht es in den Galopp. Die Fahnen wehen, Reiter und Zuschauer trillern lelelelelele.
Nach und nach sucht sich jeder seinen Platz nebst Pferd im Kreis und es beginnen die Reden, mal ruhig, mal kämpferisch.
Später geht es zurück ins Camp, es wird langsam kühl. In den Camps ist es ruhig, gelegentlich hört man einen Trommelschlag.
Das Lager ist gut organisiert. Es gibt ein Verpflegungszelt, überall Dixi-Toiletten und Müllbehälter.
Jeder Stamm hat sein Camp, erkennbar an den Fahnen. Geschlafen wird in Zelten und Campern, die Pferde sind im Korral oder an den Pferdetrailern angebunden. Auf dem Weg zu neuen Futterstellen oder Eindrücken spaziert das eine oder andere Pferd auch mal allein über die Prärie.

28. April 2018
Dank des Jetlags sind wir schon wach, als es gegen 6 Uhr morgens an die Tür klopft. Wie, schon so früh Besuch? Draußen steht ein Mann mit einem Pferd und fragt, ob es unseres wäre. Ja, nee, schon klar, man kann ja mal ein Pferd verlieren. Man sieht, die Organisation klappt, der Besitzer des Pferdes wird schnell gefunden und ist nun auch wach.

Morgengebet und Zeremonien schallen durch das Lager, um 9 Uhr soll im großen Zelt gesprochen werden. Autos und Reiter machen sich auf den Weg. Wir sind als Fußgänger eher allein.
Noch nix los im großen Zelt, also zurück und gegen zehn nochmal los.

Jetzt sind auch alle da und es wird bis 15 Uhr gesprochen, über das Volk, über das Leben, über die gebrochenen Verträge.
Die Sprecher sind mal in Jeans und Hemd, aber auch mal mit kompletter Adlerfederhaube. Auch vor dem geschmückten Podium sitzen traditionell gekleidete Natives.
Das Wetter meint es gut mit uns, es ist zwar windig, aber sonnig und wir bekommen 27 Grad. Auch abends bleibt es schön warm und wir gehen mit Trommelklängen und Gesang, die nun ringsherum ertönen, ins Bett.


Loreal B.S.
28. April 2018
Hihanni Waste vom Oglala Camp im Bereich des historischen Fort Laramie.
Wir beendeten gerade die traditionelle Sonnenaufgangs Zeremonie im Oceti Sakowin Kreis, wo auch das heilige Feuer entzündet wurde.

L i l i l i l i l i l i l i l i l i

(Unser Trotzzustand ist so stark, dass wir es trotz Sonnenaufgang gar nicht geschafft haben, den Sonnenaufgang zu beginnen als es soweit war! Lol!)
(Lakota Humor
)

Es ist ein wirklich guter Morgen. So hören wir unter anderem einem traditionellen Häuptling der südlichen Cheyenne aus Oklahoma zu, einem 98 Jahre alten Veteranen des 2. Weltkrieges und es sprechen Schüler der Francis School, deren Lehrplan jetzt endlich die wahre Geschichte ihres Volkes beinhaltet.

Wir schulden dem Kochteam ein aufrichtiges, herzliches WOPILA TANKA. Sie machten einen hervorragenden Job, indem sie nicht nur die Oglala Reiter versorgten, sondern jeden Reiter egal welchen Stammes.


Grit und Markus
29. April 2018
Wir erwachen mit Trommelklängen. Heute klopft es erst gegen 9 Uhr an der Tür, dafür umso lauter und unerbittlich. Aha, hier wird Kaffee gebraucht. Mit tatkräftiger Unterstützung mache ich mich daran einen Cowboykaffee zu kochen. Wieder etwas gelernt.
Es ist ein perfekter sonniger Tag. Heute werden die Verträge präsentiert, unsere Nachbarn, die Arapaho, ziehen Festkleidung an.

Wir nutzen das schöne Wetter und schauen dem Lagerleben zu. Kinder, Reiter, Autos- alle sind irgendwie unterwegs, mal hier, mal dort hin.
Immer wieder kommt ein Reiter im gestreckten Galopp über die Prärie. Ich fühle mich ein bisschen wie an einem Filmset. Es ist unglaublich, sie sitzen wie angegossen auf ihren Pferden, ob mit oder ohne Sattel, kein Gehüppel oder Gezappel, kein Gezerre an den Zügeln.
Einige Kinder sind unterwegs zum Fluss. Hier gibt es ein flache Stelle, an der sie den Fluss überqueren können. Der eine oder andere macht das einfach auch zu Fuß, mit oder ohne Schuhe.

Langsam wird es ruhiger. Manche packen schon zusammen. Der laue Sommerabend klingt gemütlich aus. Ringsherum ist schon wieder eine Menge Platz, viele sind schon gefahren. Aber bei unseren Nachbarn ist noch eine Menge los. Hier singen die Kinder, danach sitzen alle im Kreis und reden. Sogar die Kinder sind ruhig und lauschen.
Dann wird auch hier gepackt, die letzten sitzen ums Lagerfeuer. Hier und da glimmt ein weiteres Lagerfeuer auf.

30. April 2018
Am nächsten Morgen werde ich beim Kaffee holen am Verpflegungszelt von einem Fremden mit einem freundlichen „Guten Morgen“ begrüßt. Woher weiß er?
Auch wir packen nun zusammen.
Danke, dass wir dabei sein durften.


Loreal B.S.
30. April 2018
Wow, was für ein geschäftiger Tag!!
Ich konnte einige Tanten von Cheyenne River wiedersehen und nun ist jeder am Abreisen, obwohl der letzte Tag erst morgen ist.

Wopila tanka für all die Unterstützung und für das Interesse an einem großen historischen Ereignis, der Oglala Lakota und all ihren Verwandten!


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